== Rede von Anette Klee == Datum noch unbekannt. Bei der Demovorbereitung wurde gefragt, wer denn eine Rede halten möchte. Ich habe mich spontan gemeldet, ohne direkt zu wissen, was ich würde sagen wollen. Dann habe ich angefangen, zu überlegen. Ja, WAS GENAU will ich eigentlich sagen? Es gäbe so unendlich viel zu sagen. Von Naturverlust, Trockenheit, Waldsterben. Von Flächenfraß, Insektensterben, Eisschmelze an den Polen, Luftverschmutzung. Davon, dass weite Teile der Küstenregionen überflutet sein werden. Von drohenden Stürmen und Dürre. Von weltweitem klimabedingten Lebensraumverlust, der zu Massenmigration führen wird. Also von unendlich viel mehr Menschen auf der verbleibenden, durchaus auch vom Wetter gebeutelten Restfläche. Von Stürmen, die unsere Häuser zerstören und uns schutzlos zurücklassen. Von Verteilungskämpfen, von Krieg und Gewalt. Vom Verlust jeglicher positiver Zukunftsperspektive und dem durchaus drohenden täglichen Kampf ums Überleben!? So viele Baustellen. So viel drohendes Elend. Wenn man darüber spricht, will das aber niemand hören. Manchmal, wenn mein Sohn in unserem wunderbaren Haus am Klavier sitzt und spielt, dann ist er da, der perfekte Moment. Und ich frage mich in diesen Momenten: WIE LANGE NOCH! Wie lange noch wird es möglich sein, perfekte Momente zu genießen in Sicherheit und Frieden, in körperlicher Unversehrtheit und satt von einem gesunden Essen. In einem Haus, das Sicherheit und Schutz bietet vor Wind und Wetter. In einem Haus, in dem sich gesunde Lebensmittel befinden und ein Tisch, an dem wir beieinandersitzen können ohne Angst oder große Sorgen. In dem jeder ein Bett hat und keiner frieren muss. Mit Türen, die nicht abgeschlossen sind da ich mich in der Nachbarschaft sicher und geborgen fühle. Wie lange noch leben wir ein Leben, bei dem die Kinder zum Spielen das Haus verlassen können? Wie lange noch leben wir ein Leben, bei dem das Essen auf Feldern wächst. Oder auf Obstbäumen. Wo die Natur uns versorgt, einfach so. Weil das Ökosystem noch funktioniert und wir davon in so großem Maße profitieren können, dass es uns an nichts mangelt. Ein Blick vor die eigene Haustür zeigt besorgniserregendes. Im Moment zieht ein Video von Extinction Rebellion seine Kreise, das sich mit dem Waldsterben direkt bei uns befasst. Nicht anderswo, tausende Kilometer entfernt, sondern dort, wo wir gerade sind, in unserer Nachbarschaft, wo Sie und ich leben und wo Ihre und meine Kinder auch in 50 Jahren noch ausharren müssen. Der Wald stirbt. Erst waren es nur die Fichten, nun sind es auch in großem Maße die Buchen und die Birken. Die Straßenbäume in Gütersloh wurden untersucht und nur ca. 10 % davon gelten mit Schulnote 1 oder 2 als wirklich gesund. Ca. 38 % erhielten die Schulnote 3 und erschreckende 43 % die Schulnote 4. Der Teutoburger Wald gleicht inzwischen an einigen Stellen einer riesigen Kraterlandschaft. Dort ist nichts mehr da von dem, was uns Jahrzehntelang beschattet hat, was Teile unseres CO2-Ausstoßes aufgenommen hat und uns Sauerstoff zum Atmen gab. Und dieses Baumsterben ist erst der Anfang. Schaffen wir es nicht, die Erderwärmung auf durchschnittliche 1.5 Grad zu begrenzen, wird kaum ein Baum, der jetzt steht, am Leben bleiben. Und das ist nur ein Aspekt von unendlich vielen. Allerdings einer der ersten, der direkt sichtbar ist, für jeden, der es sehen will. Wir müssen an der Reißleine ziehen. Wir müssen aufhören, Es gibt einige Dinge, die jeder hier sofort tun kann: - Wechsel zu echtem Ökostrom, dazu gibt es hier einen Infostand. Wer zu echtem Ökostrom wechselt, hat ein einziges Mal einen minimalen Aufwand mit dem Wechsel (also eigentlich muss man nur beim Ökostromanbieter seinen Wechsel-Willen kund tun, den Rest erledigt der dann), von da an ist ein riesiger Vorteil für den Klimaschutz gegeben, und das an jedem einzelnen folgenden Tag. - Sei bescheiden. WENIGER ist das neue Mehr. Weniger Anziehsachen, weniger Konsum, weniger Produkte kaufen. Dinge gebraucht kaufen -- tauschen oder einfach mal wieder improvisieren -- das befreit von der Last der vielen Dinge und macht Spaß. - Kaufe dein Essen regional, saisonal und gerne bio. So werden tausende Transportkilometer gespart und Arbeitsplätze vor Ort gefördert. - Vermeide es, große Mengen an Fleisch zu essen. Reduziere deinen Fleischkonsum so weit du es schaffst. - Fahre Fahrrad, wann immer es möglich ist. Erzähle allen davon, dass du das jetzt machst. - Fordere die Politik auf, die Pariser Klimaziele einzuhalten, wann immer es dir möglich ist - Sei laut und fordere offen, dass wir eine gesellschaftliche Veränderung brauchen, in der nicht mehr das positiv bewertet wird, was jemand besitzt, sondern das, was er sagt und tut. Fordere ein Ende der Bewunderungskultur von Statussymbolen und handele selber danach - Verzichte auf Flugreisen und Kreuzfahrten. - Fahr mit dem ÖPNV statt mit dem Auto -- wann immer es geht. - Überdenke dein eigenes Mobilitätskonzept. Muss ich mit dem Auto nach Bielefeld ins Kino oder kann ich auch vor Ort gehen? Muss ich mit dem Auto zum Wandern fahren oder kann ich das auch hier tun? Muss ich in den Nachbarort ins Fitnessstudio oder geht das auch vor Ort. Bei mir hat das gut geklappt, ich merke selber, dass ich beim bewussten Umgang mit Autokilometern kaum mehr Auto fahren muss. Ich komme mit meinem E-Bike im Alltag sehr weit. - Wähle die Partei, die den meisten Klimaschutz anbietet und fordere ein, dass die gemachten Versprechen gehalten werden - Engagiere dich im Umweltschutz, hier vor Ort gibt es zahlreiche entsprechende Bündnisse und Vereine. Gib deiner Einstellung eine Stimme und verbünde dich. - Sei für andere ein Vorbild, denn das braucht die Gesellschaft: Aufrechte Menschen, die das tun, was sie sagen und selber das vorleben, was sie fordern. Und die aufzeigen, dass es geht. Dass das Leben dann anders ist, aber nicht schlechter. Im Gegenteil. - Setze dich täglich ein für deine Ziele. Auch an deinem Arbeitsplatz und suche das Gespräch mit Andersdenkenden. Wie Greta Thunberg sagt: Niemand ist zu klein oder zu unbedeutend, um einen Unterschied zu machen. Ich ergänze: Du hast die Kraft und die Macht. Setze sie ein, so lange es noch geht.