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Ausbildungspakt des Kreises Gütersloh für Klimaschutz
Kurzbeschreibung
Klimaschutz erfordert Fachkräfte. Diese fehlen. Berufe, die sich mit dem Klimaschutz befassen, zentral sind vor allem die einschlägigen Ausbildungsberufe des Handwerks, werden von der Arbeitsagentur als Mangelberufe geführt. Das Institut der Deutschen Wirtschaft IW stellt jüngst für den Beruf des Anlagemechanikers für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik eine Quote unbesetzter Ausbildungsstellen von 38,9 Prozent fest (1). Das Beispiel zeigt: Ausbildungsangebote sind vorhanden, aber diese Berufe werden nicht gewählt. Es gilt, das Interesse von Schülerinnen und Schülern für diese Berufe zu wecken. Dazu bedarf es kreisweit einer breit aufgestellten, langfristigen Ausbildungskampagne für klimaschutzrelevante Berufe.
Zum Hintergrund: Im Jahr 2020 ließ die Bundesregierung Arbeitsplatzeffekte für die Energieeinsparung und den Ausbau erneuerbarer Energien modellhaft untersuchen. Ergebnis ist die Studie „Folgenabschätzung zu den ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgewirkungen der Sektorziele für 2030 des Klimaschutzplans 2050 der Bundesregierung“ (2). Die Studie prognostiziert einen Anstieg der Arbeitskräftenachfrage im Jahr 2030 auf zusätzlich
- 427.000 Erwerbstätige für den Bereich der Gebäudesanierung und weitere
- 307.000 Erwerbstätige für den Ausbau der erneuerbaren Energien.
Bei der Energiewende werden insgesamt vor allem Fachkräfte der Bau-, Ausbau- und anlagentechnischen Gewerke benötigt, d.h. Zimmerer, Elektroniker, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker, Dachdecker, Maler, Stuckateur, Gerüstbauer, Ofen- und Luftheizungsbauer, Schornsteinfeger, Brunnenbauer, Tischler, Steinmetz, Rolladen- und Sonnenschutzmechatroniker, Kfz-Mechatroniker, Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker und weitere (3). Die Studie des Jahres 2020 dürfte überholt sein. Der zugrundeliegende Klimaschutzplan 2050 wurde 2021 durch einen ambitionierteren Plan abgelöst (4). Am 8. November 2021 titulierte die Tagesschau „Personalnot droht Energiewende auszubremsen“ (5). Die Entwicklung dürfte sich vor der Zeitenwende der Ukraine-Krise weiter verstärken.
Dem Fachkräftemangel entgegenzutreten, heißt, diese Fachkräfte von Unternehmen und Bildungseinrichtungen vor Ort selbst auszubilden. Schul- und Arbeitsverwaltung, Eltern- ebenso wie Wirtschaftsvertretungen und Gewerkschaften stehen in der gesellschaftlichen Verantwortung, bei der Berufsorientierung und Berufswahl junger Menschen eine Entscheidung für ausgewählte, klimaschutzrelevante Berufe des Handwerks, Handels, der Industrie und Landwirtschaft zu ermöglichen und zu fördern. Dem Ziel soll der Ausbildungspakt für Klimaschutz dienen.
Beschreibung der Maßnahme
Der Ausbildungspakt bringt die für die Berufswahl junger Menschen maßgebenden gesellschaftlichen Kräfte und Institutionen im Kreis Gütersloh zusammen mit dem Ziel, Maßnahmen der Berufsorientierung und Berufswahl für den Klimaschutz zu vereinbaren. Über die Instrumente der Berufsfelderkundungen, Praktika, Berufemessen, Klimaschutztagen an Schulen, Projekten im Offenem Ganztag bis hin individuellen Potenzialberatungen bedarf es einer kreisweit sichtbaren Kampagne „Klimaretter werden“. Diese Kampagne kurzfristig zu entwickeln und nachhaltig umzusetzen ist Ziel des Ausbildungspaktes des Kreises Gütersloh für Klimaschutz. Die Kampagne muss auf mindestens vier Jahre angelegt sein, um Erfolge zu zeitigen.
Exemplarisch wird verwiesen auf den Runden Tisch der Hansestadt Hamburg (7). Die Website der Hansestadt zu Klimaberufen kann hier nur als eine Maßnahme des Anfangs gesehen werden (8).
Wirkhebel
- Es braucht den gemeinsamen Willen zur Veränderung in der Berufsorientierung, zu gezielter Information und Beratung.
- Der Erfolg lässt sich an den Ausbildungszahlen messen.
Grobe Abschätzung des CO2-Reduktionspotentials
- direkt niedrig
- indirekt, sehr hoch: Alle CO2-Reduktionsziele im Gebäudebereich sind ohne Fachkräfte nicht erreichbar.
Erfolgsfaktoren
- Vor allem Personal (neues, aber Neuausrichtung bestehender Ressourcen)
- Geld
- ein realistischer Zeithorizont: Eine duale Ausbildung im Bereich der Gebäudetechnik benötigt in der Regel 3,5 Jahre. Abiturienten können auf bis zu 2,5 Jahre verkürzen.
Unterstützer:innen
Elternpflegschaften, Bildungsbüro und Kommunale Koordinierungsstelle des Kreises, Schulämter, Arbeitsagentur, Potenzialberater und Studien- und Ausbildungsbotschafter an Schulen, die AWO als regionaler OGS-Träger, die Kreishandwerkerschaft Gütersloh als maßgebende Vertretung der ortsansässigen Ausbildungsbetriebe des Handwerks, im Weiteren Unternehmerverband Gütersloh, Handelsverband (Geschäftsstelle Gütersloh), Landwirtschaftlicher Kreisverband, DGB-Kreisverband Gütersloh, ProWi GT, in der politischen Breitenwirkung die IHK und Handwerkskammer, um überregional auszurollen.
Wer muss überzeugt werden
Bildungsbüro und Kommunale Koordinierungsstelle des Kreises, alle kommunalen Schulämter im Kreis.
Links, Referenzen
Ansprechpartner
- FAG Industrie und Gewerbe, Sprecher Christoph Wendker, stellvertr. Mark Fabisch
- Alexander Kostka, stv. Vors. Klimabeirat