Stadtklima Bearbeitungsstand Bearbeitungsstand: 11/2013
Bearbeitungsstand: 11/2013
Zunächst werden in diesem Kapitel Angaben zu langjährigen Durchschnitts- sowie Extremwerten der verschiedenen Klimaparameter gemacht. Im weiteren Verlauf wird auf das Klimagutachten Gütersloh 2002 eingegangen, das in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Umweltschutz und einem Fachgutachter erstellt wurde. Seit 2021 ist eine Aktualisierung in Bearbeitung.
Klima und Wetter
Als Teilbereich der Westfälischen Bucht weist das Gütersloher Stadtgebiet unter maritimem Einfluss ein gemäßigtes Klima mit kühlen Sommern und milden Wintern auf. Die Temperaturamplitude zwischen dem tiefsten und dem höchsten Monatsmittelwert (Januar bzw. Juli) beträgt 15,9 Grad Celsius. Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 9,2 Grad Celsius. Extremwerte der Temperatur waren +36 Grad Celsius im Sommer (1990) und -22,8 Grad Celsius im Winter (1940). Die ergiebigsten Niederschläge fallen im Allgemeinen in den Monaten Juli/August sowie Dezember/Januar. Die mittlere Jahresniederschlagshöhe im Zeitraum 1987 bis 2012 beträgt 769 Millimeter (Daten nach Stadtwerke Gütersloh GmbH). Das Klima eines Standortes oder einer Region wird zumeist durch langjährige Durchschnitts- sowie auch Extremwerte der verschiedenen Klimaparameter (Temperatur, Feuchte, Wind usw.) beschrieben. In der Klimatologie kommen neben aktuellen Messwerten Durchschnittswerte und Trends zum Einsatz, die mit langjährigen Bezugsperioden (meist 30-jährige Perioden des Deutschen Wetterdienstes) verglichen werden. Für das Wetter hingegen bedient man sich zwar der gleichen Parameter, es wird aber nur ein kurzfristiger Zeitraum von wenigen Tagen (wie bei den Wetterprognosen) angesprochen. Das natürliche Geländeklima wird im Wesentlichen durch die andauernde Einwirkung von Temperaturen, Luftfeuchte, Niederschlag, Wind, Sonneneinstrahlung und Bewölkung sowie durch die Oberflächengestalt (Topografie) bestimmt. Beim Stadtklima kommen in verstärktem Maße zu den vorgenannten natürlichen Klimafaktoren die anthropogenen Faktoren Bebauung sowie Wärme- und Schadstoffemissionen hinzu. Weitere ausgewählte Klimadaten zeigt die Übersicht (nach Klimaatlas NRW 1989): mittlere Anzahl der heißen Tage:4,9, mittlere Anzahl der Sommertage:28,9, mittlere Anzahl der Frosttage:69,7, mittlere Anzahl der Eistage:14,2. Das Klimadiagramm Güterslohs sieht wie folgt aus: Klimadiagramm Gütersloh 1961-1990
Die Hauptwindrichtung in Gütersloh ist Westsüdwest mit den anschließenden westlichen Windrichtungen. Ein zweites Maximum bilden die Winde aus Ost. 28 - der Stunden des Jahres weisen umlaufende Winde (nicht festlegbare Windrichtung) auf, 18 - sind als windstill zu kennzeichnen (DWD 1998).
Windgeschwindigkeit in 10 m Höhe 1981-2000 aus dem Klimaatlas NRW
Planungskarte Wind des Energieatlas NRW
Es wird deutlich, dass insbesondere die wenig bebauten Bereiche im Osten und Nordwesten der Stadt die höchsten Windgeschwindigkeiten aufweisen. Dagegen zeigen die Siedlungsflächen aufgrund der erhöhten Rauhigkeit nur relativ geringe Werte.
Relative Häufigkeiten der Windrichtungen an der Station Gütersloh Relative Häufigkeiten der Windrichtungen an der Station Gütersloh 1975 bis 1992
(Angaben in Promille; Meßzeitraum: 1975 bis 1992)
Topografie Eine sogenannte Höhenschichtenkarte kann in TIM-online NRW dargestellt werden. Von den höchsten Flächen in Friedrichsdorf (circa 103 Meter ber NN) fällt das Gelände nach Westen gleichmäßig bis zur Emsniederung (65 Meter üNN) ab. Das Stadtgebiet Gütersloh weist insgesamt nur eine schwach bewegte Oberflächengestalt auf, so dass hierdurch bedingte schwerwiegende Klimaeffekte nicht zu erwarten sind, wie sie z. B. im benachbarten Bielefeld durch die Höhenzüge des Teutoburger Waldes entstehen.
Stadtklimagutachten Der Fachbereich Umweltschutz hat im Jahr 2000 zur stadtklimatischen und lufthygienischen Situation in Gütersloh ein Gutachten in Auftrag gegeben, das gegliedert in 3 Teile vorliegt. Weitere Informationen finden Sie im Umweltportal der Stadt Güterloh. Die verschiedenen Karten aus den Gutachten können Sie unter den folgenden Links als PDF im DIN A3-Format aufrufen.
Klima Karte 7.2 Ergebnisse Temperatur-Messfahrten Klima Karte 8.1 Klimatope Klima Karte 8.2 Durchlüftung Klima Karte 8.3 Planungshinweise Klima Lufthygiene Karte 4a Emissionskataster NOx Lufthygiene Karte 4b Emissionskataster Partikel Lufthygiene Karte 4c Emissionskataster NMVOC Lufthygiene Karte 5 Emissionsrelevanz Lufthygiene Karte 6a Immission NOx Lufthygiene Karte 11 Immission NMVOC Lufthygiene Karte 14 Last-/Ausgleichsräume Synthese Karte 1 Klimatop/lufthygienische Verhältnisse Synthese Karte 3 Planungshinweise-1 Synthese Karte 6 Planungshinweise-2
Luftaustausch Die Klimatope stehen über die verschiedenen Luftaustauschprozesse in einer Wechselbeziehung. Einerseits beeinflussen sie - vor allem kleinräumig - den horizontalen Luftaustausch, andererseits überprägt der regionale Wind die lokalen Standortklimate. In Gütersloh bestimmen besonders im Herbst und Frühjahr sowie tagsüber die überregionalen Winde aus Südwest das Klima- bzw. das Wettergeschehen. Im Winter sowie auch häufig nachts kommen östliche Winde zum Zuge, die zu einem regionalen Windsystem gehören (siehe Karte 8.2 des Klimagutachtens).
Bioklima Für eine gute Durchlüftung der Stadt muss der Wind in ausreichendem Maße die Straßen und Plätze durch- und überströmen können. Die vorhandenen Haupt-Belüftungskorridore wie Stadtpark/Sundern oder Dalkeaue aus östlichen sowie Schlangenbach oder Kattenstroth aus westlichen Richtungen (siehe Karte 8.2 des Klimagutachtens) transportieren relativ schadstoffarme und kühlere Luft in das Zentrum. Damit können im Hochsommer unangenehme Überhitzungserscheinungen mit Schwüle reduziert werden. Für das bioklimatische Wohlgefühl und ein gesundes Stadtklima ist ein Abtransport der Luftschadstoffe von Autos, Industrie und Haushalte aus der Stadt erforderlich. Ohne die Belüftungskorridore ist dies nicht in ausreichendem Maß gegeben. Kühlere Luftmassen zum nächtlichen Abbau von sommerlichen Überhitzungserscheinungen stammen von den kaltluftproduzierenden Freilandflächen (Acker und Grünland), die die Stadt umgeben.
Aufwärmung Im Rahmen des einjährigen Messprogramms (ab Mai 2000) des Klimagutachtens wurde eine nächtliche Überwärmung der Gütersloher Kernstadt im Vergleich zum umgebenden Freiland von bis zu 5,5 Grad Celsius ermittelt. Die generelle Temperaturerhöhung in Städten (in Abhängigkeit von der Flächengröße) ist die am deutlichsten wahrnehmbare Klimaveränderung in städtischen Räumen: Durch einen hohen Anteil an Versiegelungsflächen mit hohem Wärmespeichervermögen und sehr geringen Verdunstungsmöglichkeiten erfolgt eine deutliche Aufwärmung, die sich nachts nur bedingt abbauen kann. Diese Überwärmung tritt besonders bei austauscharmen Wetterlagen im Sommer und hier vor allem in der Nacht in Erscheinung. Dies ist auch die Zeit höchster bioklimatischer Belastung. Sie macht sich beim Menschen durch Herz-Kreislaufprobleme und Hitzestress bemerkbar. Insbesondere große nächtliche Wärme wirkt sich negativ auf das Wohlbefinden aus.
Klima und Planung Das Gutachten zum Stadtklima hat gezeigt, dass aufgrund der baulichen Strukturen und der Topografie keine gravierenden bioklimatischen Belastungen in Gütersloh zu erwarten sind. Auch ist eine gewisse nächtliche Überwärmung der Stadt im Sommer als willkommene Verlängerung der Biergarten- oder Grillsaison akzeptabel. Gleichwohl wird aber klar, dass die Erfüllung der Ansprüche an ein gesundes Stadtklima unter der aktuellen Perspektive eines Klimawandels und einer weiterhin deutlichen Luftbelastung durchaus eine wichtige gesamtstädtische Aufgabe bleibt.
Quellen: Deutscher Wetterdienst (1996): Amtliches Gutachten über die räumliche Verteilung des Jahresmittels der Windgeschwindigkeit im Kreis Gütersloh; Auftraggeber: Kreisverwaltung Gütersloh, Offenbach/Main e&u energiebüro gmbh (2013): Integriertes Klimaschutzkonzept für die Stadt Gütersloh, Teil 1 und Teil 2, Bielefeld Stadt Gütersloh, Fachbereich Umweltschutz & Büro für Umweltmeterologie (2002): Stadtklima und Lufthygiene in Gütersloh, Teil 1: Stadtklima
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