Wie kann man die Energie von Kilowattstunden begreiflich machen?

Ein Beispiel von Wolfgang Feist aus "Nachhaltige Energieversorgung mit Passivhäusern":

Energie ist potentielle Arbeit. Um beispielsweise ein Klavier vom Erdgeschoss in den zweiten Stock zu bringen, müssen wir ca. 4 kJ aufbringen. Diese Energie wird nicht verbraucht sondern in der Lageenergie des Klaviers gespeichert und diese kann theoretisch durch einen Energieumwandlungsprozess, beispielsweise über einen Flaschenzug und einen Generator, abgesehen von Konversionsverlusten, zurückgewonnen werden. Auf die Frage, ob es viel Arbeit sei, ein Klavier in den 2. Stock zu tragen, würden die meisten ... wohl mit "Ja sicher" antworten. Aber schauen wir uns diese 4 kJ etwas genauer an: 4 kJ, das sind 4 kWs (Kilowattsekunden). Wir rechnen üblicherweise in Kilowattstunden (kWh), eine Kilowattstunde enthält 3600 kWs. 4 kJ sind also 4/3600, ungefähr 0.001 kWh. Jetzt wird sichtbar: Das ist alles in allem doch nicht sehr viel Arbeit.

1 Liter Heizöl enthält ca. 10 kWh. Damit könnte eine Person das Klavier ein ganzes Jahr lang jede Stunde einmal in den zweiten Stock tragen. Ein Haus verbraucht durchschnittlich 3000 Heizöl/a. Damit könnte das Klavier alle 1,2 Sekunden in den 2. Stock gebracht werden - ein ganzes Jahr lang. Stellen Sie sich vor, wie es alle 1,2 Sekunden an Ihrem Küchenfenster vorbei in ihr Wohnzimmer im 2. Stock fliegt. Das Wohnzimmer wäre in weniger als einer Minute so voll mit Klavieren, dass Sie nicht mehr zur Türe hinein kämen. Das ist unser heutiger Anspruch an die Verfügbarkeit von Energie. Ein wenig überzogen, wie ich meine. Wir wissen, dass es auch effizienter geht. Bei einem Passivhaus würde das Klavier "nur" alle 12 Sekunden vorbei fliegen und Sie hätten immerhin 10 Minuten Zeit, sich Ihr Wohnzimmer ein letztes Mal anzuschauen. Ist auch das noch überzogen? "

FliegendesKlavier (zuletzt geändert am 2016-12-04 21:56:52 durch KurtGramlich)

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