Leserbrief zum Antwortschreiben des Oberbürgermeisters Pit Claussen zur Petition gegen eine zentrale Klärschlamm-Verbrennungsanlage für ganz OWL in Bielefeld-Heepen

Im Antwortschreiben des Oberbürgermeisters Pit Claussen zur Petition gegen eine zentrale Klärschlamm-Verbrennungsanlage für ganz OWL in Bielefeld-Heepen schreibt er, dass diese Entscheidung u.a. auch auf Grundlage der Berücksichtigung ökologischer und wirtschaftlicher Aspekte gegründet sei.

Bezüglich der ökologischen Aspekte wurde nach meiner Information allerdings kein Vergleich des CO2-Ausstosses einer zentralen im Vergleich von mehreren dezentralen Klärschlammverbrennungsanlagen untersucht. Auch, dass es mittlerweile CO2-neutrale Klärschlammverwertungstechnologien gibt, scheint bisher noch nicht berücksichtigt.

Bezüglich der Prüfung der wirtschaftlichen Aspekte antwortet der OB, dass durch einen Ausfall der MVA Bielefeld-Herford GmbH im laufenden Vergabeverfahren sich resultierende Nachteile für die Abwasser-Gebührenzahler*innen ergeben würden, ohne diese Einschätzung zu belegen.

Fakt ist, dass die derzeitige Planung die Verpflichtung ignoriert, dass ab dem Jahr 2029 Kläranlagen mit einer Ausbaugröße von mindestens 100.000 Einwohnerwerten zur Phosphor-Rückgewinnung aus dem Klärschlamm verpflichtet sind. Die Planung setzt auf eine bereits Jahrzehnte angewendete Technologie, für die es aber bis heute noch kein wirtschaftliches Verfahren zur Phosphorrückgewinnung gibt. Da aber die Finanzierung der Phosphor-Rückgewinnung auf die Abwassergebühren umgelegt werden kann, besteht das Risiko, dass es ab 2029 für uns Gebührenzahler:innen teuer wird!

So setzen OWL und der OB mit der geplanten zentralen Klärschlammverbrennung in Bielefeld-Heepen auf das Prinzip „Hoffnung“. Denn alle technologischen Verfahren zur Phosphorrückgewinnung aus der Verbrennungsasche befinden sich mehr oder weniger noch in der Entwicklung.

Dagegen scheinen dezentrale Technologien, welche eine direkt im Klärschlamm-Verbrennungsprozess integrierte Phosphorrückgewinnung ermöglichen, schon heute wirtschaftlich darstellbar. Hier wird der Phosphor bereits während der Verbrennung des Klärschlamms extrahiert. Die Deponierung der Klärschlammasche und weitere, gesonderte Prozessschritte entfallen.

Da laut OB das Ausschreibungsverfahren allerdings noch längere Zeit in Anspruch nehmen wird, besteht noch Hoffnung für die wirklich beste Lösung!

Mit freundlichem Gruß

Martin Schmelz

MartinSchmelz/Leserbrief/2022-04-08 (zuletzt geändert am 2023-02-23 08:59:55 durch KurtGramlich)

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