Rede von Anne-Kathrin Warzecha im Ausschuss für Umwelt und Klima am 30.05.2022

Folien zum Vortrag

Verehrter Herr Vorsitzender Dr. Noack, sehr geehrte Damen und Herren,

zunächst vielen Dank dass sie mir stellvertretend für den Klimabeirat die Gelegenheit geben, unsere Empfehlung und die Gründe dafür vorzustellen, dass die Stadt Gütersloh Mitglied im Netzwerk der Biostädte werden soll.

Ich wurde gebeten mich kurz zu fassen. Dennoch fange ich mit den globalen Problemen an, um aufzuzeigen, warum das vom Klimabeirat der Stadt Gütersloh empfohlene Netzwerk Biostädte Teil einer Lösung für die Stadt sein kann.

Die von uns Menschen verursachte und in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit stattfindenden Erderhitzung schreitet voran. Fast schon monatlich berichtet Herr Özden Terli (Redakteur und Moderator in der ZDF-Wetterredaktion) und mittlerweile auch seine Kolleg:innen abends im heute journal über den jeweils neusten Hitzerekord. Jeder neue ipcc-Bericht warnt noch eindringlicher als der jeweils vorhergehende vor den absehbaren Folgen. Dazu kommt die Biodiversitätskrise, die nicht nur den Verlust von unglaublicher Schönheit und Lebensqualität bedeutet sondern unsere Lebensgrundlagen massiv bedroht dann nämlich, wenn die sogenannten Ökosystemleistungen zusammenbrechen, die für sauberes Wasser, gesunde Böden, frische Luft und für den Anbau von Lebensmitteln sorgen. Wir wissen um diese menschengemachten Veränderungen, wir wissen auch viel darüber, wie wir diese Veränderungen abbremsen, vielleicht zum Teil umkehren können. Aber es fällt uns seitdem ich denken kann, schwer, die notwendigen Konsequenzen zu ziehen und in die Umsetzung zu kommen. Ich will zusammenfassen, inwiefern das Netzwerk Biostädte der Stadt Gütersloh bei der Umsetzung helfen kann.

Landwirtschaft und Ernährung sind entscheidende Bereiche für die anstehende Transformation. Das Netzwerk Biostädte liefert konkrete Beispiele, wie eine Umstellung auf ein nachhaltiges Ernährungssystem gelingen kann.

Folie 2: Das Netzwerk, beruht letztendlich auf einer Kooperationsvereinbarung, auf die ich am Ende kurz eingehen werde. Es besteht aus derzeit 26 Städten, die noch nicht alle auf der Webseite aufgeführt sind. (Folie 2)

Ziele des Netzwerks

Essenversorgung von Kindern und Jugendlichen mit gesunden Bio-Lebensmitteln

aber auch Betriebskantinen und Cateringunternehmen ansprechen, überzeugen, informieren und schulen

Bei der letzten Sitzung des Klimbeirats wurde die Klimabilanz ökologisch erzeugter Lebensmitteln im Vergleich zu konventionellen diskutiert. Und letztendlich die Frage gestellt:

Das ist eine auch international noch andauernde wissenschaftliche Auseinandersetzung. Die Frage lässt sich also momentan nicht so pauschal beantworten.

In den vergangenen Jahren ging der CO2-Fußabdruck verschiedener Lebensmittel durch die Presse, mit dem immer wieder aufgegriffenen Ergebnis, dass Bio nicht unbedingt besser sei.

Das ist hier anhand einer Infografik gezeigt. Die wurde vom ifeu erarbeitet, das auch verschiedene andere CO2-Rechner entwickelt hat.

Die Balken zeigen die CO2-Fußabdruck also wie viel CO2-Emissionen mit der Produktion von 1 kg des jeweiligen Lebensmittels einhergehen, einmal konventionell, einmal bio.

Bio bedeutet also nicht unbedingt, einen geringeren Fußabdruck. Gleichzeitig fällt auf, wie unterschiedlich der CO2-Fußabdruck eines kg Lebensmittels sein kann: etwa 200g beim Apfel und mehr als 5 kg bei Schweinefleisch.

Die Zusammenhänge betrachtet auch der sogenannten Thünen-Report 65.

Die Studie fasst weit über 100 Einzelstudien zusammen, und bewertet die gesellschaftliche Leistungen des ökologischen Landbaus im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft, und zwar für die Bereiche Wasser, Boden Biodiversität, Klimaschutz, Klimaanpassung und Ressourceneffizienz sowie Tierwohl.

Ein grünes Feld bedeutet, dass der ökologische Landwirtschaft besser abschneidet als die konventionelle. ==> In eigentlich allen Bereichen schneidet Bio eindeutig besser ab, als die konventionelle Landwirtschaft.

Ich fokussiere jetzt mal nur auf den Klimaschutz:

Die fünf grünen Felder links zeigen, dass der Gehalt und die Speicherung für organische Kohlenstoffverbindungen aber auch die Lachgas- und Methanemissionen bezogen auf die bewirtschaftete Fläche zugunsten von Bio ausfällt.

==> Würden also alle Flächen in GT ökologisch bewirtschaftet, wäre die Klimabilanz besser, als bei einer konventionellen Bewirtschaftung.

Das ist offensichtlich eine etwas andere Betrachtung als die zuvor gezeigte des ifeu, bei der die anfallenden CO2-Emissionen auf den Ertrag (jeweils 1 kg des Produkts) bezogen wurde. Betrachtet man die gesamte THG-Bilanz im Hinblick auf den Ertrag, dann erbringt der Ökolandbau in etwa vergleichbare Leistungen zum konventionellen Landbau.

Es ist also die Frage, ob man bei diesem Vergleich die CO2-Bilanz bezüglich der Fläche oder bezüglich des Ertrags erstellen sollte.

Wenn Ertrag an Lebensmitteln entscheidend für die Art der Bewirtschaftung wäre: Dürften wir dann noch deutschlandweit 60 % des Getreides verfüttern und Mais, Raps und Weizen als Energiepflanzen anbauen, die als Sprit oder in Biogasanlagen enden?

Wichtig ist, dass wir unterschiedliche Nachhaltigkeitsziele nicht gegeneinander ausspielen sondern lernen, sie zusammen zu denken

==> Wenn wir Ernährung sichern wollen, dann müssen wir Klima und Natur schützen. Eine naturverträgliche Landnutzung bedeutet Stabilität und Ernährungssicherheit. Regionale und ökologische Erzeugung ist der beste Beitrag zur Krisensicherheit.

Wir können auch diese globale Betrachtungsebenen verlassen und uns auch auf eine formale/pragmatische Argumentation zurückziehen:

Die Vorteile von Bio für eine nachhaltige Landnutzung sind hier nochmal zusammengefasst.

Das Netzwerk ermöglicht, bei der Umsetzung von Maßnahmen von der langjährigen Erfahrung anderer Biostädte zu profitieren zum Beispiel dazu, wie sich Qualitätsmanagement und Lebensmitteleinkauf bei der Umstellung der Mittagsverpflegung in den Kindereinrichtungen auf Bio am besten organisieren lassen.

Auch zur Vernetzung von Akteuren entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Bio-Lebensmitteln, z. B. für Aufbau direkter Erzeuger-Verbraucher-Beziehungen, gibt es viele erprobte Konzepte, auf die eine Kommune zurückgreifen kann. Die Vernetzung der Akteure ist auch entscheidend, um der Unsicherheit bei Landwirten zu begegnen. Dies hob Frau Dr. Hirsch hervor, die dem Klimabeirat über ihre Arbeit für das Netzwerk in der Bio-Stadt Bonn berichtete.

Die nächste drei Punkte habe ich grün markiert, weil sie die Klimabilanz eindeutig verbessern

Das Netzwerk Biostädte liefert also wertvolle Unterstützung, wie eine Umstellung auf ein nachhaltiges Ernährungssystem gelingen kann.

Die Kooperationsvereinbarung dazu ist recht schlicht: Damit GT BioStadt und Mitglied im Netzwerk werden kann

Ist ein entsprechenden Ratsbeschluss erforderlich, in dem sich die Stadt dazu bekennt,

Maßnahmen zur Förderung des Ökolandbau und der Abnahme der so hergestellten regionalen Lebensmittel zu ergreifen. Bei der Lebensmittelbeschaffung für öffentliche Einrichtungen, Veranstaltungen und Märkte räumen die Bio -Städte, Bio-Lebensmitteln Vorrang ein. Insbesondere bei der Essenversorgung von Kindern und Jugendlichen setzen sie auf gesunde Bio-Lebensmittel.

Die genauen Zielvorgaben bspw 30 oder 50 % Bio, wie das Bonn vor Kurzem beschlossen hat- kann sich jede Stadt dabei selbst setzen.

Eine Ansprechperson bzw. einen zuständige Stelle muss benannt werden. Üblich ist es, dass sich Vertreter:innen des Netzwerks zweimal jährlich treffen und alle zwei Jahre über ihre Arbeit berichten.

Für Ihre Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

AnneKathrinWarzecha/Rede/2022-05-30 (zuletzt geändert am 2022-06-11 18:39:36 durch KurtGramlich)

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