Energiewende - Energiezukunft ohne Erdöl - Vortrag Nnimmo Bassey - Bielefeld - VHS Murnausaal 19:30 Uhr

Nnimmo Bassey

Träger des alternativen Nobelpreises 2010 für sein Engagement in Nigeria gegen die Umweltzerstörung der Ölkonzerne

am 24.04.2012 um 19.30 Uhr VHS Ravensberger Park Murnausaal

Mehr Infos im Flyer https://www.fee-owl.de/download/120416_Nnimmo_Bassey.pdf

Interview mit Nnimmo Bassey:

Pilotprojekt „Leave the oil in the soil, the coal in the hole and tar sands in the land”

Nnimmo Bassey, Vorsitzender von Friends of the Earth International, Leiter der nigerianischen NGO Environmental Rights Action und Träger des Alternativen Nobelpreises 2010, sprach mit GLOBAL 2000 über den Zusammenhang zwischen Umwelt- und Menschenrechten, fossilen Treibstoffen und den Konsequenzen eines Klimawandels in armen Ländern.

GLOBAL 2000: Nnimmo Bassey, Sie wurden vom Time Magazine zu einem der „Helden der Umwelt 2009” gewählt. Was denken Sie, macht Sie zu einem Umwelthelden und was werden Sie in Zukunft machen, um diesem Titel gerecht zu werden?

Bassey: Die Nominierung für diesen Award war nicht meine Idee, ich bin nicht der Richtige, um darüber zu urteilen. Ich denke, dass dieser Titel ein Zeichen der Anerkennung für die Arbeit ist, die wir machen. Unsere Arbeit soll helfen, eine bessere und sicherere Umwelt zu schaffen. Ich werde auch in Zukunft viele Kämpfe für die Umwelt austragen, wir werden nicht aufhören, uns für unsere Rechte einzusetzen.

GLOBAL 2000: Eine Ihrer Kernaussagen lautet: „Umweltrechte sind Menschenrechte”. Wo ist die Verbindung zwischen diesen beiden Themen?

Bassey: Die Umwelt ist das, worin wir leben und existieren. Eines der wichtigsten Menschenrechte ist das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Wird die Umwelt aber negativ beeinflusst, reduziert das die Chance auf ein vollwertiges Leben. Hier zeigt sich die Auswirkung der Umweltrechte auf Menschenrechte. Zahlreiche Menschen sind abhängig von der Umwelt, wenn man diese dennoch zerstört, ist es, als ob man den Leuten eine Waffe an den Kopf halten würde.

GLOBAL 2000: Der Anstoß für Ihre Arbeit für Umwelt- und Menschenrechte war das Erlebnis eines Massakers in einem Dorf im ölreichen Nigerdelta 1990. Wie war die Situation damals?

Bassey: Es hat viele Massaker und Konflikte wegen des Öls gegeben, es hat aber auch eine Bewusstseinsbildung stattgefunden unter den BewohnerInnen im Nigerdelta. Immer mehr Menschen setzen sich für ihre Rechte ein und kämpfen gegen Unrecht. Dass alles so weiter geht wie bisher, wird oft nicht mehr akzeptiert, Veränderungen werden gefordert. In diesem Bereich haben wir viel erreicht. Die Menschen sind trotz all der Ablehnung und des Hasses sehr stark geworden, sie wagen nun, für ihre Umwelt zu kämpfen. Wir verbreiten seit Jahren Wissen darüber, wer die Umwelt zerstört. Die Leute beginnen Fragen zu stellen. Dennoch gibt es hier noch sehr viel zu tun.

GLOBAL 2000: „Leave the oil in the soil” („Lasst das Öl unter der Erde”) ist einer Ihrer Slogans. Denken Sie, dass die Welt schon heute bereit wäre ohne fossile Energieträger zu existieren?

Bassey: Die Menschen wären in der Lage, sich von fossilen Brennstoffen zu distanzieren, sie würden zurechtkommen. Es gibt schon so viele technologische Innovationen. Warum also sind wir abhängig von Öl und Kohle? Die Frage ist nicht, ob wir in der Lage sind ohne fossile Energie zu überleben, sondern ob die Industriegesellschaften, die riesigen Gewinn aus fossilen Brennstoffen schlagen, uns erlauben diesen Weg zu gehen. Der Hauptgrund des Klimawandels sind fossile Brennstoffe. Die Situation ist sehr ernst. Ganze Dörfer werden weggeschwemmt, überflutet. Wir sind für diese Katastrophen nicht gerüstet. Ölfirmen versuchen die letzten Ölreste aus der Erde zu pressen und nehmen die schwierigsten Bedingungen in Kauf, um weiter Gewinn zu machen. Doch dieser Gewinn steht in keinem Vergleich zu den Kosten, die die Umwelt dafür zahlen muss. Die Zeit ist gekommen, die Zivilisation von fossilen Energieträgern fortzubewegen, deswegen fordern wir: „Leave the oil in the soil, the coal in the hole and the tar sands in the land!”

GLOBAL 2000: Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko scheint den Menschen die Ölproblematik näher zu bringen. Aber es gibt noch so viele andere Ölkatastrophen. Denken Sie, dass dieses neu gewonnene Bewusstsein für die Ölproblematik eine Besserung auch abseits des Golf von Mexiko bringen kann?

Bassey: Die Situation im Golf von Mexiko war gut, um den Menschen die Augen zu öffnen. Nicht viele Leute sind sich der Gefahren von Öl bewusst. Sie vertrauen auf die technischen Mittel der Ölfirmen. Im Golf von Mexiko jedoch zeigen Kameras, Berichte und Blogs den Ernst der Lage. Diese Situation muss genutzt werden, um zu zeigen, dass dieser Zwischenfall kein Einzelfall ist. Im Nigerdelta gibt es jeden Tag mindestens einen neuen Ölfleck. Die Ölpest im Golf von Mexiko ist ein Signal um die Menschen wach zu rütteln. Sie werden Zeugen, dass die Berichte der Ölgesellschaften nicht der Wahrheit entsprechen. Man darf deren Angaben zur Umwelt keinesfalls trauen.

GLOBAL 2000: Der Einfluss des Klimawandels wirkt sich besonders dramatisch in armen Ländern aus. Was sind die Konsequenzen eines Klimawandels speziell in diesen Gebieten?

Bassey: Menschen die verwundbar sind, die in einer zerbrechlichen Umwelt leben, sind nicht in der Lage mit Katastrophen fertig zu werden. Dörfer werden mit zu viel oder zu wenig Regen, mit Fluten oder Trockenheit konfrontiert. Der Klimawandel beeinflusst ganze Lebenskreisläufe. Er hat auch Einfluss auf Krankheiten, mit denen die Menschen fertig werden müssen. Dorfbewohner verlassen das Land in dem sie aufgewachsen sind, in dem sie verwurzelt sind. Sie werden zu Klimaflüchtlingen. Handlungen, die die Klimaerwärmung erweitern, müssen gestoppt werden. Die Ursachen des Problems müssen bekämpft werden, nicht die Symptome, um eine Chance in diesem Kampf zu haben.

Quelle: Global News, Global 2000, Marie-Therese Wagner

Bioenergiepark Saerbeck – Integrierter kommunaler Klimaschutz

http://www.energieagentur.nrw.de/biomasse/veranstaltungen/bioenergiepark-saerbeck-16896.asp

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