+ Stieglitz - Vogel des Jahers , Vortrag Werther, Haus Werther, Schloßstraße 36 19:30 +
Der Ornithologe Andreas Bader wird am Donnerstag, den 25. Februar 2016 in der Reihe Biologische Vielfalt in Werther berichten, wie es um den Stieglitz in Ostwestfalen, in Deutschland in Europa bestellt ist. Der Vortrag beginnt um 19.30 Uhr im Haus Werther, Schloßstraße 36 in Werther, der Eintritt ist frei.
Hintergrundinfo - Vogelzug und Klimawandel
Liebe Naturfreunde,
Schneeglöckchen, Waldveilchen und Schlüsselblumen stecken bereits Ihre Köpfe aus der Erde. Der Zaunkönig singt nicht nur leise sein Winterleid, sondern hier und da schmettert er schon richtig laut sein Lied und auch der Gesang der Meisen lässt uns hoffen, dieser Winter, der bisher keiner war, geht bereits dem Ende entgegen.
Biller Ölpreis und kaum wirklich kalte Tage, da kommt Freude auf! Vor dem Hintergrund klingt es paradox, dass die Wirtschaft bei historisch niedrigem Ölpreis schwächelt. Die andere Seite der Medaille ist die, dass der Klimawandel uns nicht nur Heizkosten spart, sondern den Verlust an biologischer Vielfalt verstärkt. Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit stellt der Klimawandel neben z. B. der Lebensraumzerstörung (vor allem durch Landwirtschaft und durch Bebauung), der Eutrophierung von Böden und Gewässern durch Stickstoffeintrag sowie durch die Ausbreitung invasiver Arten, eine wichtige Ursache für den Verlust von Biodiversität dar. Viele Langstreckenzieher unter den Vögeln sind bereits heute selten geworden und im Bestand gefährdet. Der Weg aus Afrika wird gefährlicher und beschwerlicher und wenn sie in Europa ankommen, sind sie mit den Veränderungen ihres Lebensraumes konfrontiert und nun auch noch von einer Desynchronisation der Natur betroffen. Zugvögel kehren z. T. zwei Wochen früher als noch vor 10 Jahren in ihr Brutgebiet zurück. Desynchronisation heißt in diesem Zusammenhang, dass die Nahrungsverfügbarkeit z. B. nicht mehr mit der Jungenaufzucht übereinstimmt. Oder aber, dass ihre Brutreviere bereits von andren Arten oder Individuen besetzt sind, die die lange Reise in die Überwinterungsgebiete erst gar nicht mehr angetreten haben.
Aber nicht nur Vögel sind betroffen. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) geht davon aus, dass der Klimawandel 5% bis 30% aller Pflanzen- und Tierarten in ihrer Existenz in Deutschland bedroht. Nicht nur energetische Gebäudesanierung ist als Klimawandelanpassungsmaßnahme gefragt, sondern auch in der Naturschutzarbeit muss der Klimawandel hinterfragt werden.
Naturschutzfachleute raten deshalb zu einer möglichst weitgehenden Biotopvernetzung, der Erhaltung und Schaffung einer großen Strukturvielfalt und zu der Bewahrung von Feuchtbiotopen und moorigen Standorten (da dort eine gute CO²-Fixierung stattfindet). Auf der anderen Seite bietet eine ökologisch intakte Landschaft Tieren und Pflanzen viele ökologische Nischen, die eine Anpassung an extreme Wetterereignisse erlauben. Mit der Desynchronisation des Insektenschlupfes und der Ankunft der Zugvögel kommen Vogeleltern deutlich besser zurecht, wenn sie ihre Nahrung für die Jungen in einer Vielzahl unterschiedlicher Biotope im Brutgebiet sammeln können, in denen auch die Insekten Nischen finden. In einer monotonisierten Landschaft werden sie nicht mehr überleben können. Eine strukturreiche Landschaft bietet vielfältige Gelegenheiten zur Deckung, um Hitze und Trockenheit sowie große Kälte zu überstehen. Ganz zu schweigen davon, dass wir Menschen eine vielfältig strukturierte Landschaft als mental wohltuend und ästhetisch attraktiv empfinden.
Mit dem Stieglitz hat der NABU in 2016 einen Vogel des Jahres gewählt, der schon alleine durch seine Farbenpracht die Vielfalt in Landschaft und Natur widerspiegelt.