+ So 01.06.2025, Bambi Kino, 17:30 - 20 Uhr: Ozean +
Welche Bedeutung die Weltmeere für das Klima haben, wird Kurt Gramlich in einem kurzen Impuls vor dem Film vorstellen.
Ozean mit David Attenborough
Von Michael Meyns
Manchmal wird scherzhaft gesagt, dass die Erde eigentlich eher Wasser heißen müsste, schließlich besteht die Oberfläche unseres Planeten zu gut 70 Prozent aus Ozeanen. Dementsprechend wichtig sind die Ökosysteme der Weltmeere – eine Erkenntnis, die sich erstaunlicherweise erst langsam durchsetzt. Hoffentlich nicht zu spät, denn ein zentrales Anliegen des visuell spektakulären Dokumentarfilms „Ozean mit David Attenborough“ ist es, auf die enorme Zerstörung aufmerksam zu machen, die der Mensch durch Überfischung in den Ozeanen anrichtet. Wir sind damit tatsächlich kurz davor, unsere eigene Lebensgrundlage zu vernichten.
Im Juni 2025 wird im südfranzösischen Nizza die dritte UN-Ozeankonferenz stattfinden, die sich ganz dem Schutz der Weltmeere verschrieben hat. Bereits einen Monat vorher startet „Ozean“, ein Dokumentarfilm, dessen Anliegen dezidiert darin besteht, Aufmerksamkeit für den Schutz der Meere zu wecken. Ob die Konferenz tatsächlich die allerletzte Chance ist, wie im Film dramatisch behauptet wird, ist für den Laien natürlich nicht zu beurteilen. Dass dem Schutz der Meere dringend mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte, lässt sich nach den 90 Minuten von „Ozean“ dagegen kaum abstreiten.
Ließen diese sich früher als oft meditative Bilderwelten konsumieren, die mit spektakulären Aufnahmen unbekannte, farbenfrohe, aber auch heimelig wirkende Einblicke in Natur und Tierwelt zeigten, ist das bei „Ozean“ nicht mehr so einfach möglich. Eindrucksvolle Bilder gibt es zwar auch hier zur Genüge zu sehen, doch liegt das Hauptaugenmerk nicht mehr nur auf dem bloßen Zeigen der Schönheit der Natur, sondern darauf, wie der Mensch diese zerstört. „Ozean“ will aufklären, auch belehren, zum Protest gegen Formen der industriellen Fischerei aufrufen. Manchmal wirkt der gewählte Ton dabei etwas reißerisch, da droht die Erzählung ins Apokalyptische abzudriften. Dem gegenüber stehen jedoch Passagen, in denen Hoffnung gemacht wird, die etwa zeigen, wie schnell sich die Ozeane, Riffe und Fischpopulationen erholen können, wenn ihnen nur der nötige Raum gegeben wird.
Erst rund drei Prozent der Meere sind geschützt. Forscher*innen jedoch betonen, dass es mindestens ein gutes Drittel sein müsste, um den Meeren die Möglichkeit zu geben, sich zu regenerieren, und um Fischbeständen eine Chance zu geben, sich zu erholen, um am Ende auch den Menschen beim Überleben zu helfen. Nicht nur, weil es schön ist, am Meer zu sitzen, oder Fisch ein essenzieller Teil der Ernährung von Milliarden Menschen ist, sondern auch, weil in den Meeren enorme Mengen Sauerstoff produziert und schädliches CO₂ gebunden wird. Angesichts dieser Bedeutung der Meere lässt sich der agitatorische Ton, der in „Ozean“ oft angeschlagen wird, verzeihen. Die Zeit für eine bloße Darstellung der Schönheit der Natur ist wohl endgültig vorbei.
Die Botschaft von ,Ozean mit David Attenborough‘ ist dennoch optimistisch. Der 99jährige David Attenborough vermittelt mit Beispielen aus aller Welt seine vielleicht wichtigste Erkenntnis: Die Ozeane können sich erholen – und eine Pracht entfalten, die niemand je zuvor gesehen hat.