Leserbrief vom 12.03.2017 an OWL am Sonntag
Es kann eine Wohltat sein
Ein Ziel des Fastens ist, die eigene Lebensweise zu hinterfragen und neue Perspektiven zu gewinnen. Da kann der Verzicht aufs Auto helfen. Wer sich sieben Wochen ganz oder zumindest überwiegend zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Bus und Bahn bewegt, wird erfahren, wie sehr unsere Stadt vom Auto geprägt ist. Ampelschaltungen richten sich primär nach den Autos; der größte Teil des öffentlichen Raums wird von Autos beansprucht, selbst da, wo es verboten ist, nämlich auf Geh- und Radwegen; Zebrastreifen werden missachtet und zu schnelles Fahren ist etwas Alltägliches.
Man merkt zum Beispiel auch, wie schwierig es mitunter ist, ein Fahrrad sicher in der Innenstadt abzustellen (vom Wetterschutz gar nicht zu reden) oder am Sonntagmorgen mit Bus oder Bahn mobil zu sein. Aber man kann auch erfahren, dass man mit Bus und Bahn in vielen Fällen flott unterwegs sein kann und dass ein Fußweg von 20 Minuten eine Wohltat und keine verschwendete Zeit ist. Autofasten kann dazu führen, dass man unsere Stadt anders wahrnimmt und für sich eine andere Wunschvorstellung von Bielefeld entwickelt: weniger vom Auto beherrscht, mit mehr Aufenthaltsqualität, weniger Lärm, besseren Bedingungen für Fahrräder, Busse und Bahnen. Autofasten kann Menschen dazu motivieren, sich aktiv für solche Ziele einzusetzen. Unserer Stadt würde das gut tun.
Dr. Godehard Franzen, Bielefeld