Hier sammeln wir Infos zu den Chancen von kalter Nahwärme

Aus der Email von Markus

Diese Einblicke in die kalte Nahwärme und Kühlung sowie ihre realistischen Quellen und Speicher sind extrem motivierend. Dieses Konzept erscheint mir für den sandigen Bereich Gütersloh absolut machbar und kann als Teil der kommunalen Wärmeplanung schnellstens wirken. Es ist außerdem scheinbar in der Projektierung hochgradig förderfähig. Damit kann uns die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung in Gemeinschaft gelingen.

Die Erde ist ein heißer Ball- so sollten wir ihn nutzen!

Teil 1 ist grafisch sehr anschaulich und gut zusammengefasst innerhalb von 30 Minuten.

Es gibt bereits zahlreiche funktionierende Netze in Deutschland (>500)

Diese obigen 1,5 Stunden sollte unbedingt JEDER Gütersloher Politiker angesehen haben.

Die Wärmewende in Gütersloh könnten wir demnach schaffen.

Das wurde in Harsewinkel von "Projektmotor" Phillip Metz voller Elan vorgestellt.

Hier eine Einschätzung von Klaus:

- KWN erfordert gleich teure Sole-Wasser-WP im Kundengebäude, insofern hierbei erst mal kein Vorteil

- KWN erfordern zusätzlich ein Verteilnetz, insofern gegenüber individuellen Sole-Wasser-WP erst mal teurer.

Wesentlicher Kostenpunkt sind nicht die PE-Rohre bzgl. Länge und Durchmesser, sondern das Aufbaggern und Wiederherstellen der Oberflächen.  MFH-Baugebiete mit hohem Wärmebedarf/km² sind daher wirtschaftlicher, als aufgelockete EFH-Gebiete mit großen Leitungslängen bei weniger Wärmeverkauf. 

- Der Bohrkostenvorteil zentraler Bohrfelder (Wiesen) und Bohr-Aufträge kann dies zum Teil kompensieren. Wie stark, weiß ich nicht.

FIXME: Referent oder Bohrfirmen fragen

- KWN ermöglichen Sole-Nutzung auch für Häuser, die keine geeigenten Vorgärten oder Parkplatzflächen für eigene Sole-Bohrungen haben und bei denen Luft-Wasser-WP nicht aufstellbar sind. Es müssen dazu aber im Netzbereich andere große Bohrflächen (Wiesen...) verfügbar sein. Die Randbedingung "Kein eigenes Bohrfeld" besteht oft in engen Innenstadtlagen, nicht aber in EFH-ZFH-Baugebieten. In verdichteten Baugebieten fehlen aber oft auch nutzbare zentrale große Bohrfelder. Wenn diese weiter weg sind , steigt der Netzbauaufwand.

- KWN können Niedertemperatur-Abwärme (z.B. aus gewerblichen Kühlungen) einbinden , die sonst unnütz abgeblasen würde. Das kann attraktiv sein. Dies kommt im Mischgebieten mit Gewerbe vor, nicht in reinen oder überwiegenden Wohngebieten. Nur bei sehr großen Abwärmemengen lohnt sich eine Extra-Zuleitung dorthin.

- KWN können über die ungedämmten Soleleitungen es Netzes Wärme einfangen, solange die Soletemperatur kälter als die Erdreichtemperatur ist. Wie groß dieses Potenzial ist, wurde leider nicht angegeben. Die im Vortrag enthaltene mdl. Angabe der Netztemperatur "5-15°C"  verweist auf kein großes Delta-T zur Erdtemperatur. Diese hängt von der Verlegetiefe und der Nähe zu "warmen" Schmutz-Abwasserleitungen ab.

- KWN +Sole-Wasser-WP sind jedenfall teurer als Luft-Wasser-WP und viel teurer als Luft-Luft-WPs.

Wie groß Ihr Voteil bei der Effektivität ist (Arbeitszahlen 2,5 ... 5,0) hängt auch vom Wärmeverteilsystem im Kundenhaus (Fußbodenheizung, Heizkörperheizung, Dämmniveau und WW-Anteil) und von dem Potenzial der Abwärme-Nutzung im KWN-Netz ab. Das muss im Einzelfall geprüft werden. 

- Nicht-profitorientierte Betreibermodelle sind immer gut. Die meisten Stadtwerke sind leider nicht so orientiert.

- Lieferpreise aus 20-Jahres-Mischkalulationen für Invest und Betrieb enthalten große Manipulationsspieklräume. Ein klares am Gemeinwohl orientiertes Non-Profit-Ziel des Betreibers scheint mir sinnvoller, als die Vereinbarung der Einrechnung jährlicher branchenspezifischer Inflationsraten. Die Kunden sollten ein Mitbestimmungsrecht über die Anwendung von Preisgleitklauseln haben.

- Ob es sinnvoll ist, auch die einzelnen Sole-Wasser-WPs in den Kundenkellern (5.000-12.000 EUR ohne evtl. Umbau der Wärmevereilung) vom Versorger herstellen oder einbauen oder vorzufinanzieren zu lassen, weiß ich nicht. Kunden haben gleichermaßen Abneigung gegen hohe Investitionskosten als auch gegen hohe Betriebskosten (= umgelegtes Invest +Verzinsung). Zentrale Auftragsvergaben ermöglichen niedrigere Stückkosten, aber auch zentrale Profitabschöpfung. Ob überhaupt Kundeninteresse an zentraler Organisation oder Finanzerungsbedarf besteht, sollte durch Kundenbefragung ermittelt werden. Der KWN-netzbetreiber kann das "Im-Keller-Paket" auch optional zusätzlich anbieten. Bei kapitalschwachen Kunden dürften KfW-Kredite für Heizungsanpassungsmaßnahmen i.d.R. die sinnvollere Finanzierungsform mit niedrigerem Risiko von Abzocke sein.

Für GT empfehle ich, im Rahmen der komunalen Wärmeplanung geeignete Versorgungsgebiete mit hoher Wärmedichte, geeigneten Bohrfeldwiesen und bestenfalls  Vorhandensein diffuser Abwärmepotenziale zu identifizieren und möglichst frühzeitig Betreibermodelle und Kostenschätzungen zu erörtern. Vermutlich werden bei offenem Betreiberwettbewerb die besten Ergebnisse erzielt. Daher sollte es kein Privileg für die Stadtwerke geben, als einziger im öffentlichen Raum Wärmenetz verlegen zu dürfen.

Soest - Neubauquartier mit Netz für Kalte Nahwärme

In Soest bei Dortmund entsteht in einem Neubauquartier ein Netz für Kalte Nahwärme. Laut dem Dienstleister Tilia ist es eines der größten Projekte dieser Art in Deutschland.

https://www.solarserver.de/2023/12/01/kaltes-nahwaermenetz-fuer-600-wohnungen-in-soest/

KalteNahwaerme (zuletzt geändert am 2023-12-08 14:47:43 durch KurtGramlich)

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