Klimabeirat 2.0 – Ergebnisse aus dem ersten Jahr
Petra Peitz 5.1.2022
Seit 2021 gibt es in der Stadt Gütersloh einen neuen Klimabeirat. Neu ist dabei nicht nur die Besetzung, sondern auch die wesentlich unabhängigere Arbeitsweise, deren Grundlage eine überarbeitete Satzung ist. Der Klimabeirat tagt unter dem Vorsitz von Kurt Gramlich 4 x im Jahr in öffentlichen Sitzungen, die mittlerweile auch gestreamt werden. Zwischendurch arbeiten folgende Facharbeitsgruppen in weiteren Treffen an selbst definierten Schwerpunkten: Mobilität, Bauen und Sanieren, Erneuerbare Energien, Landwirtschaft/Ernährung/Konsum, Gewerbe/Industrie und Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Nachhaltigkeit, Wasserrahmenrichtlinie und Gewässer, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, neues Klimaschutzkonzept, Mansergh-Quartier. Ziel ist eine klimagerechte Stadtentwicklung. Hierzu hat der Klimabeirat ein Vorschlagsrecht beim Stadtrat und dessen Fachausschüssen.
Die gesamte Arbeit des Klimabeirates ist transparent und öffentlich. Den Klimabeirat findet man ganz einfach unter: https://klimabeirat.guetersloh.de auf der Homepage der Stadt Gütersloh.
Gleich zu Beginn war der neue Regionalplan Thema. Im städtischen Ausschuss für Planen, Bauen und Immobilien wurde darauf hingewiesen, dass für die Entwicklung der Stadt 10 x mehr Bauflächen eingeplant sind als der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie entsprechen. Hierbei wurden auch Flächen überplant, die Frischluftkorridore darstellen, die mit Blick auf den Klimawandel wichtig zur Abkühlung sind. Deshalb wurden ein Antrag und eine Stellungnahme zur Anpassung des Regionalplans an den Klimawandel erstellt und die Streichung dieser Flächen gefordert.
Ferner beteiligt sich die Stadt Gütersloh nun auf Vorschlag des Klimabeirats am Wattbewerb. Hier wetteifern die teilnehmenden Kommunen darum, wer es zuerst schafft, seine PV-Anlagen-Kapazität zu verdoppeln. Unter den Großstädten konnte Gütersloh bereits einen „Quartals-Award“ gewinnen.
Richtlinie für den Bau und Betrieb städtischer Gebäude stellt die Energieleitlinie dar. Diese wurde von der Gruppe „Bauen und Sanieren“ überarbeitet. Aktuell wird diese Energieleitlinie 2.0 im Baudezernat geprüft, bevor über sie politisch entschieden wird. Ein wesentlicher Änderungswunsch ist die Forderung nach dem Einsatz von Erneuerbaren Energien statt fossiler Energien zur Beheizung städtischer Gebäude. Darüber soll es eine PV-Pflicht für städtische Gebäude geben und Aspekte zur Klimafolgenanpassung sollen stärker berücksichtigt werden.
Die Prüfung von Ratsbeschlüssen auf ihre Klimarelevanz wurde ausgiebig und kontrovers diskutiert. Die Verwaltung befürchtet zu viel Aufwand. In Rietberg gibt es solche Prüfungen bereits. Deshalb lud der Klimabeirat Frau Schröder, Klimamanagerin der Stadt Rietberg, ein, um über die dortigen Erfahrungen zu berichten. In Rietberg wird ein einfaches qualitatives Verfahren umgesetzt (Bewertung, ob ein Beschluss positive, negative oder neutrale Auswirkungen auf das Klima hat mit Erläuterungen und ggfs. Vorschlägen zur Optimierung durch die Fachabteilungen). Auf diese Weise konnte das Klimabewusstsein in Politik und Verwaltung stetig verbessert werden. Ab dem 01.01.2022 werden nun auch in Gütersloh alle Ratsbeschlüsse auf diese Weise geprüft. Später soll auf ein quantitatives Verfahren umgestellt werden.
Im Rahmen der Klimawoche lud der Klimabeirat zu einem Vortrag von Prof. Dr. Austmann ein, der den Besuchern auf charmante, aber eindringliche Art und Weise erklärte, dass es unsere Ressourcenverschwendung ist, die unseren Planeten zerstört (wir verbrauchen aktuell die Ressourcen von 3 Planeten). Deshalb sei es erforderlich, dass wir unseren Lebensstil gründlich überdenken und ändern.
Auch von den „Fridays“ werden wir immer wieder auf die Füße getreten, alles in unserer Macht Stehende zu tun, damit das 1,5 °C-Ziel und damit eine erträgliche Zukunft für die nächste Generation noch erreicht wird. Dementsprechend soll nun ein neues Klimaschutzkonzept erstellt und die neuen Ziele unter Beteiligung des Klimabeirates definiert werden.
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