Präsentation der Leitlinien zum Mansergh Quartier
Dienstag 31.05.2022 Bambi Kino 19 - 21:30 Uhr
Bericht
Mitglieder des Klimabeirates präsentierten die wesentlichen Punkte der Leitlinien zum Mansergh Quartier
„Nein, es soll natürlich nicht alles neu aufgerollt werden. Doch einige Anmerkungen zur Entwicklung eines vorbildlichen, insbesondere CO2-neutralen Quartiers sind gestattet“, sagte Kurt Gramlich als Vorsitzender des Klimabeirates zur Begrüßung. Etwa 50 Personen waren zu der Veranstaltung ins Bambikino gekommen, darunter auch Mitglieder aller Ratsfraktionen außer der SPD.
Ausgelöst durch die neue Krisensituation in Europa hat sich die Facharbeitsgruppe Mansergh des Klimabeirats mit der bisherigen Planung für das Quartier beschäftigt, kritische Punkte herausgearbeitet und jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt.
So wurde von Petra Peitz darauf hingewiesen, dass zu viele Gebäude abgerissen werden sollen. Denn die sogenannte „Graue Energie“, die ja bereits im vorhandenen Gebäudebestand enthalten ist, geht bei einem Gebäudeabriss verloren. Dieser Aspekt sollte ausreichend berücksichtigt werden.
„Ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Energieverknappungen und Preissteigerungen müssen Abriss und Neubau neu gedacht werden“, sagte Architektin Brigitte Topmöller. Und sie ergänzte: „Gerade der Baubereich verbraucht einerseits viel Energie zur Herstellung der Baustoffe und liefert andererseits viel Abfall, der nur unzureichend recycelt wird“. Die Anregung, den Gebäudebestand noch einmal genau zu prüfen, wurde aufgenommen und von der Verwaltung bestätigt.
Eine hitzige Diskussion entbrannte beim Thema Mobilität. Während die Facharbeitsgruppe ein weitestgehend autofreies Quartier bevorzugt, sehen andere den Individualverkehr als notwendig an und fordern eine ausreichende Zahl an Stellplätzen.
"Wohnviertel, wo jeder mit dem Auto vor der Tür wohnt und die Kinder nicht sorglos auf der Straße spielen können, gibt es schon genug in Gütersloh. Wer etwas anderes möchte, kann sich dann ja für das neue Quartier entscheiden", so Mark Fabisch. Vielleicht fährt auch am Ende eine Straßenbahn bis ins ehemalige Kasernenviertel, kann sich Bernd Schüre vorstellen.
Hinsichtlich des wertvollen Baumbestandes gab Markus Lakämper zu bedenken, dass durch das Fällen von fast 500 Bäumen das Viertel seinen Charakter verliert. Er befürchtet auch, dass durch die Baumaßnahmen und Grundwasserabsenkungen weitere Bäume absterben könnten. Auch das kleine Wäldchen am Eingang des Quartiers sollte nach den bisherigen Planungen weichen, jetzt wird von der Stadtverwaltung ein anderer Standort für das Innovationszentrum vorgeschlagen. Dieser Hinweis von Albrecht Pförtner von der conceptGT (Tochterunternehmen der Stadt Gütersloh) wurde vom Publikum positiv aufgenommen.
Wie schwierig Verhandlungen mit der BImA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) sind, konnte Albrecht Pförtner ebenfalls berichten. Viele Themen wurden bereits ausführlich bearbeitet und bedacht, daher regten er und auch Frau Goldau vom Stadtplanungsamt an, nicht den Prozess in Frage zu stellen, sondern jetzt zügig weiter zu planen.
Dass das neue Quartier ein Aushängeschild für Gütersloh werden muss, darin sind sich alle einig. Allerdings muss es auch zukunftsfähig sein und somit möglichst klimagerecht und CO2-neutral. Hier sieht der Klimabeirat seine Aufgabe, solche Themen immer anzusprechen und dann manchmal auch unbequem nachzufragen.
Kurt Gramlich schlug vor, die positiven Beispiele aus Freiburg zu übernehmen. Dort wurde eine ehemalige Kaserne der Franzosen durch viel Kreativität zu einem autoarmen Quartier entwickelt. 470 Haushalte haben freiwillig erklärt, kein Auto anzuschaffen, so konnten 470 Stellplätze vermieden werden.
Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Kurt Gramlich
Vorsitzender Klimabeirat Stadt Gütersloh