Haller Kreisblatt: Lokales Versmold Samstag, 25. August 2007
Grüne nehmen Kraftwerk aufs Korn Dissener Projekt Thema im Stadtrat ¥ Versmold (maut). Das geplante Kraftwerk in der Nachbarstadt Dissen bleibt auch ein Thema der Versmolder Politik. In der Sitzung des Stadtrates brachten die Grünen erneut ihre Missfallen gegenüber dem Projekt an der Grenze zu Bockhorst zum Ausdruck. Arne Bartkowiak von der FDP sprach hingegen von einer Lösung mit Charme". Das Magdeburger Unternehmen Getec will in Dissen ein Braunkohlenstaub-Blockheizkraftwerk errichten. Es soll den Tierfutterhersteller Fülling mit Wärmedampf für seine Fettschmelze versorgen. Als Nebenprodukt soll Strom abfallen. Im September 2008 soll die Anlage ihren Betrieb aufnehmen. Der Dissener Stadtrat hatte das Projekt baurechtlich passieren lassen, nun liegt das Verfahren in den Händen von Landkreis Osnabrück und Gewerbeaufsicht. Derzeit lassen diese Behörden Gutachten zum Emissionsschutz anfertigen. Versmolds Bürgermeister Thorsten Klute berichtete dem Rat über die Dissener Zusage, aktiv in das Beteiligungsverfahren mit einbezogen zu werden. Hans Kahre von den Grünen rief dazu auf, klar Position gegen das Projekt zu beziehen: Auch wenn wir rechtlich keine Möglichkeiten haben, sollten wir uns offen dagegen aussprechen. Wir würden uns einen umweltschonenderen Brennstoff also ein Gaskraftwerk wünschen." Das Kraftwerk erhöhe die CO2-Belastung auch in Versmold. Arne Bartkowiak von der FDP sah das allerdings anders: Die Wahl des Brennstoffs liegt nicht in unserer Hand." Zudem sei das Projekt wirtschaftlich durchaus sinnvoll und attraktiv. Mich hat es überzeugt."
Neue-OZ: Bürgerprotest mit wenig Chancen auf Erfolg
Quelle: http://www.neue-oz.de/information/noz_print/suedkreis/17984564.html
ak Dissen.
Während sich rings um Aschen eine Bürgerinitiative nach der anderen gegen den Bau des geplanten Braunkohlestaub-Heizkraftwerks bei der Firma Kurt Fülling Tierprodukte an der Ziegelstraße formiert und mit Informationsveranstaltungen, großen Plakaten an den Straßen und Unterschriftensammlungen dagegen Sturm läuft, wollen jetzt auch politische Parteien und Umweltverbände zum Stopp des Baues beitragen. Eine realistische Chance dafür sehen ihre Vertreter allerdings kaum.
So hatte Die Linke in die Dissener Festsäle eingeladen, um Bürgern Rede und Antwort zu stehen. Mitgebracht hatte sie mit Bernd Meier-Lammering, den stellvertretenden BUND-Landesvorsitzenden NRW aus Bielefeld, einen ausgemachten Sachkenner. Wie wichtig den Bürgern das Thema ist, beweisen die zahlreichen Besucher, die etwa je zur Hälfte aus Dissen sowie Versmold-Bockhorst und Borgholzhausens Stadtteilen Westbarthausen, Kleekamp und Ostbarthausen kamen.
Rüdiger Sagel, seit einer Woche erster Abgeordneter der Partei Die Linke im Düsseldorfer Landtag, sagte wie auch Meier-Lammering, es sei "nicht nachvollziehbar, warum in Dissen noch ein solches Kraftwerk errichtet werden soll". Die Emissionswerte bei der Braunkohleverfeuerung sprächen wie auch der erkennbare Klimawandel dagegen. Meier-Lammering: "Braunkohle hat null Zukunft, denn ihre doppelt so hohen Emissionen an Kohlendioxid wie beispielsweise bei der Gasverfeuerung sind alles andere als positiv für die Menschen und bilden ein hohes Krebsrisiko!"
Meier-Lammering führte ein bei Humana in Herford ebenfalls von der Firma Getec gebautes und mittlerweile in Betrieb gegangenes Braunkohlestaubkraftwerk als negatives Beispiel an. "Die Genehmigung für das alte Kraftwerk war ausgelaufen, so war Humana gezwungen, ein neues zu bauen. Getec war wohl der günstigste Anbieter, aber wir haben es nicht verhindern können", gab er zu, "weil es mit seinen Grenzwerten wie auch das jetzt geplante in Dissen den gesetzlichen Vorgaben entspricht, aber trotzdem doppelt so viel Kohlendioxid ausstößt wie ein Gaskraftwerk, von Schwermetallen wie Cadmium, Blei, Quecksilber und Arsen ganz abgesehen!"
Er meinte, diese Entwicklung gehe in die falsche Richtung, und deshalb seien die Politik und eine Bürgerbeteiligung an den Genehmigungsverfahren gefordert. Den Mitgliedern der Initiativen riet er: "Bleiben Sie aktiv, denn ein Verzicht auf Kohleverbrennung, speziell Braunkohle, ist wegen des Kohlendioxidausstoßes lebenswichtig für die Menschheit."