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Die Art der Landwirtschaft hat großen Einfluß auf den Klimawandel
- CO2
- Methan
- NOx
Was ist uns eine nachhaltige Landwirtschaft wert?
Diskussion mit Experten im Rahmen einer Veranstaltung der DBU Freitag, 15. Januar 2021, 14.00 – 16.00 Uhr
- Silvia Bender, Staatssekretärin im Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz Brandenburg
- Hubertus Paetow, Präsident Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft DLG
- Prof. Dr. Uli Paetzel, Präsident der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall DWA / Vorstandsvorsitzender Emschergenossenschaft u. Lippeverband
- Prof. Dr. Friedhelm Taube, Professor für Grünland und Futterbau, Sprecher Forschungsschwerpunkt Ökologischer Landbau CAU Kiel, Mitglied der acatech
Alternativen
Zitat: "Humusaufbau aber entzieht der CO2-übersättigten Atmosphäre Kohlenstoff. Die auf dem Klimagipfel von Paris vom französischen Agrarminister aus der Taufe gehobene Initiative www.4p1000.org rechnet unter Bezug auf den UN-Klimarat IPCC und seine Zahlen vor, dass man mit nur vier Promille mehr Humus pro Jahr die globalen Neu-Emissionen neutralisieren könnte. Humus macht den Boden zudem fruchtbar und artenreich, schützt ihn gegen Trockenperioden und Überflutungen, erneuert Grund- und Trinkwasser, sorgt für gesunde Pflanzen, Tiere, Menschen, regeneriert die kleinen Wasserkreisläufe und damit ganze Landschaften, drängt Versteppung und Verwüstung zurück, schafft Millionen sinnvoller Arbeitsstellen. Eine Win-Win-Win-Lösung."
Der ganzheitliche Blick auf das Ernährungssystem
Ernährungsräte braucht es – lokal, regional und auch auf europäischer Ebene. Darin sind sich Anna Wißmann, die das Netzwerk der Ernährungsräte koordiniert, und Peter Schmidt vom Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss einig. Mit den beiden diskutierten wir im Rahmen eines Online-Seminars der neuen Reihe „bRENNglas Corona-Krise“ darüber, wie eine sozial-ökologische Transformation im Bereich Agrar- und Ernährungssysteme vorangebracht werden kann.
- An einem ganzheitlichen Blick auf das komplette Ernährungssystem fehle es bislang noch. „Wir haben keine gemeinsame Ernährungspolitik in Europa, das ist das Problem“, so Peter Schmidt, „wenn man genau hinschaut, ist der holistische Ansatz auch in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie noch nicht wirklich drin“. Von Produktion und Transport über Handel, Bildung, gesunde Ernährung müssten alle Bereiche zusammengeführt werden. Er bescheinigt der EU zu wenig Mut für einen wirklich transformativen Schritt, vor allem die Gemeinsame Agrarpolitik müsse komplett umgekehrt werden.
Landwirtschaft in der Krise
Wichtig sie auch die Frage danach, wer was verdient in der Lebensmittelkette. Vor allem müssten Bäuerinnen und Bauern faire Preise bekommen, mit denen sie ihre Höfe und ihr Überleben sichern können. „Es geht darum, ob wir überhaupt noch Landwirtschaft haben in Deutschland, vor allem kleinbäuerliche Betriebe“, verdeutlicht Anna Wißmann die dramatische Situation. Viele Landwirt:innen geben auf, weil sie von ihrer Arbeit nicht mehr leben können. Ernährungsräte wollen auch diesen Trend entgegenwirken und durch die Veränderung der lokalen und regionalen Strukturen des Ernährungssystems den Betrieben neue Perspektiven in regionalen Wertschöpfungsketten eröffnen. Die kürzeren Produktions- und Lieferketten ermöglichen zudem eine direktere Beziehung zu den Produzent:innen und Lebensmitteln, was wiederum fairere Preise ermöglicht als am Großmarkt. Die Verständigung und Beteiligung der betroffenen Akteure ist bei der Transformation des lokalen Ernährungssystems zentral, aber natürlich auch nicht immer einfach. Dennoch und trotz oft knapper Ressourcen – was Zeit und Geld betrifft – oder auch manchmal fehlender Zuständigkeiten und Kompetenzen in Kommunen, stellt Anna Wißmann auf ihre Erfahrungen zurückblickend fest: „Mit den Ernährungsräten haben wir einen Nerv getroffen, da fehlte was als Arbeitsform.“
Effekte der Corona-Krise
Den Effekt der Corona-Krise bewerten Anna Wißmann und Peter Schmidt eher kritisch. Zwar gab es kurzfristig beispielsweise eine stärkere Nachfrage nach regionalen Produkten oder Missstände wurden offensichtlich wie die schlechten Arbeitsbedingungen von ausländischen Erntehelfer:innen und Schlachtereimitarbeitenden. Doch letztlich sei nun die Sehnsucht nach einer Rückkehr zu „bewährten Strukturen“ groß. Die Agrarlobby verweist darauf, dass die Versorgung während der Krise nicht zusammengebrochen ist, das System also funktioniere und man deshalb doch besser so weitermachen solle. Und bei den Konsument:innen schleiche sich auch mit der Rückkehr zum Alltag die alten Routinen wieder ein – die Lust auf Veränderung sei eher begrenzt.
Mut zum Weiterkämpfen
- „Wir müssen uns auf allen politischen Ebenen stärker zu Wort melden mit unseren Konzepten!“, optimistisch bleiben und weiterkämpfen, unterstreicht Gewerkschafter Peter Schmidt seine Haltung. Denn seiner Wahrnehmung nach wollten die Menschen vor Ort gesunde Lebensmittel, die gesund und fair produziert werden. Hoffnung geben ihm die vielen guten Initiativen von engagierten Menschen, die „Fridays for Future“ – oder auch der Blick nach Finnland, laut Schmidt die „Weltmeister der Nachhaltigkeitsstrategien“, unter anderem weil sie die globalen Nachhaltigkeitsziele in ihrem Haushalt verankert haben. Von denen könnten wir uns hier in Deutschland noch etwas abgucken.
Das Online-Seminar „bRENNglas Corona-Krise: Wie geht es weiter mit … nachhaltigen Agrar- und Ernährungssystemen?“ am 26. November 2020 wurde aufgezeichnet.
Den Mitschnitt können Sie sich auf unserem YouTube-Kanal anschauen.
Quelle: https://www.renn-netzwerk.de/west/detail/news/der-ganzheitliche-blick-auf-das-ernaehrungssystem