Empfehlenswertes Kohlekraftwerk?

Die Gutachter attestierten einer kohlebefeuerten Anlage die beste Wirtschaftlichkeit, war in der Neuen Westfälischen am 11.08.07 zu lesen. Dürfen aber die unternehmensstrategischen Gründe und die ausschließlich betriebswirtschaftliche Rechnung für Bielefelder Politiker die entscheidenden Argumente sein?

Wenige Tage zuvor hatten die Medien von Hunderten Überschwemmungstoten in Südostasien, von Millionen Klimaflüchtlingen in aller Welt berichtet, selbst in Deutschland musste man Unwettertote beklagen. Ursächlich an deren Unglück war die Klimaveränderung, die partiell Folge des Kohlendioxid-Ausstoßes beim Verbrennen fossiler Energieträger, besonders von Kohle, ist.

Natürlich beeinflusst das Kohlekraftwerk in Schildesche nicht allein das Weltklima – aber es gehört zu genau jener Sorte von Kraftwerken, die man wegen der unverantwortbaren Folgen nicht mehr bauen darf.

Selbst auf die Bielefelder Bürger schlagen die nachteiligen Effekte solcher Planungen früher oder später in zweifacher Hinsicht zurück: Klimatisch, was jeder Einzelne beim Bezahlen von Sturm- oder Hochwasserschäden spüren wird, sowie als Effekt der langfristigen Kapitalbindung (160 Millionen € mindestens – wahrscheinlich mehr, siehe ablehnende Entscheidung in Bremen), die eine deutlich verminderte Querfinanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs oder ähnlich segensreicher Wohltaten der Stadtwerke Bielefeld bewirken wird.

Eine zukunftsfähige verantwortliche Planung darf nicht eine schädliche Lösung für 40 Jahre festschreiben und damit die Chance auf einen intelligenten Mix aus regenerativer Energienutzung und übergangsweise kleinen hocheffektiven Anlagen blockieren. Der Rat der Stadt möge bei seiner Entscheidung am 30.08. neben volkswirtschaftlichen Überlegungen auch an die langfristigen Folgen für die Menschen in Bielefeld und anderswo denken sowie an das Image der Stadt Bielefeld.

Roland Sossinka

Bielefeld