Beitrag des Klimabeirates zum Energiekonzept Mansergh
Sehr geehrte Frau Linzel, sehr geehrte Frau Goldau,
zunächst möchten wir uns für die Einladung zum Workshop bedanken. Wir haben uns über das konstruktive Gespräch sehr gefreut und hoffen, dass Sie unsere Anregungen aufnehmen werden. Hierzu haben wir die wichtigsten Punkte noch einmal kurz zusammengefasst.
Straßenbau
- Das Straßenkonzept ist aus unserer Sicht noch nicht ausgereift, es fehlt die innovative Perspektive einer Verkehrswende.
- Möglichkeiten zum weitgehenden Erhalt des Bestandspflasters müssen nochmals geprüft werden. Hierbei ist die Wiederverwendung vor Ort zu konzipieren.
- Auf neue, CO2-verursachende Straßenbeläge sollte weitgehend verzichtet werden.
- Die Abkehr vom Individualverkehr, so wie wir ihn heute kennen, muss konzeptionell stärker Eingang in die Planung finden. Eine möglichst CO2-freie Mobilität der Bewohner sollte dabei im Mittelpunkt stehen.
Das vorgestellte Straßeninfrastrukturkonzept, "alles Pflaster raus, und in kleinen Teilen neu verlegen" ist aus unserer Sicht nicht nachhaltig und eine Wiederverlegung sehr teuer. Darüber zerstört dieser Ansatz den Charakter des Quartiers. Wir sehen keine Notwendigkeit für diesen Eingriff, da die vorhandene Straßeninfrastruktur für den zu erwartenden Verkehr über ausreichende Breiten verfügt.
- Sollten in Teilen beschriebene Begegnungsverkehre nicht möglich sein, kann über Ausweichstellen oder Einbahnverkehr nachgedacht werden.
- Die Magistrale sollte weitestgehend autofrei sein, so dass die von den Planern dargestellten Lärmprobleme durch Reifengeräusche nicht entstehen. Eine Beschränkung der Geschwindigkeit reduziert Lärm nachhaltig.
- Die Forderung nach Barrierefreiheit kann durch Oberflächenschliff und / oder durch seitlichen Plattenbelag erreicht werden.
Energieleitlinien 2.0 - DGNB-Zertifizierung - Wärmenetze - Dächer und Fassaden
- Die Energieleitlinien 2.0 sollten im Konzept als grundlegender Standard bei der Realisierung der Quartiersentwicklung für alle Investoren verbindlich festgeschrieben werden.
- Wir begrüßen, dass die Ermittlung des zukünftigen Heizwärmebedarfes für das Energiekonzept auf der Grundlage der Passivhauswerte erfolgt ist. Damit im weiteren Prozess diese Verbrauchswerte auch wirklich erreicht werden, ist für jedes Objekt ein Nachweis mit dem PHPP-Verfahren sicherzustellen.
- Im Hinblick auf die zukünftige Förderlandschaft sollten Gesichtspunkte des nachhaltigen Bauens stärker berücksichtigt werden. Um die Gebäude auch in nichtenergetischen Gesichtspunkten auf einen nachhaltigen, zukunftsfähigen Standard zu bringen, schlagen wir eine Zertifizierung nach dem DGNB-Standard (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen) vor. Dies sichert für mögliche Investitionen eine wertstabile Qualität.
- Wir schlagen vor, eine weitere, fünfte Variante mit dezentraler Geothermie und Wärmepumpe zu rechnen. Das erhöht die Flexibilität beim schrittweisen Ausbau des Quartiers. Eine wohnblockweise Betrachtung erlaubt eine flexible Reaktion auf unterschiedliche Nutzungen, z.B. Abwärmenutzung im Supermarkt oder aus anderem Gewerbe. Wir erwarten eine Bebauung in Abschnitten in den nächsten Jahren.
- Bei jeder blockweisen Lösung sind Photovoltaik und Begrünung in Kombination und in wechselseitigem Ausgleich herbeizuführen (Fassadenbegrünung / Fassaden-PV, Dachbegrünung / Dach-PV).
Saisonale Speicher und Dunkelflaute
- Die Energieversorgung des Quartiers sollte weitestgehend lokal, dann regional erfolgen. Das heißt, dass die Energie aus Erzeugungsanlagen vom Quartier (Priorität 1), vom Stadtgebiet (Priorität 2) oder aus dem Kreis Gütersloh stammen sollte.
- Aufgrund des Erzeugungsprofils von erneuerbaren Energien sind entsprechend Speicherlösungen im Konzept vorzusehen.
- Hierzu können z.B. Batteriespeicher, Saisonalspeicher mit Wärme oder mit lokal produziertem Wasserstoff gehören.
- Im vorgeschlagenen Energiekonzept fehlt eine Betrachtung der Dunkelflaute. Hierfür sind verschiedene Varianten zu prüfen. (z.B. Überschuss-Sommerstrom in Wasserstoff speichern, stromgeführte BHKW (h2ready) in Kombination mit Wärmepumpen.
Innovative Wärmequellen
- Innovative Techniken sollten beispielhaft geprüft werden, wie z.B. die Wärmeentnahme aus der Dalke, trotz zahlreicher Bedenken wie der Schutz von Kleinstlebwesen oder Ausfall bei Niedrigwasser.
- Andere Wärmequellen wie das Abwasser sollten exemplarisch getestet werden. Ein neues Quartier darf auch Technik ausprobieren.
Gesamtkonzept und Bilanzierung
- Eine Ausgangsbilanz der Treibhausgase unter Berücksichtigung der grauen Energie ist im Planungsprozess unerlässlich.
- Diese Bilanz ist fortlaufend zu aktualisieren.
- Um das aktuelle Förderniveau zu erreichen, ist zurzeit eine Zertifizierung nach DGNB anzustreben.
- Externe Baubegleitung und späteres Controlling sind festzuschreiben.
mit freundlichen Grüßen die Klimabeiratsmitglieder
Bernd Schüre, Brigitte Topmöller, Hans-Ulrich Birke, Kurt Gramlich, Markus Lakämper, Petra Peitz, Thorsten Schröder, Marlies Weihrauch