Dauerthema, immer wenn's um Klimaschutz und Energiesparen geht: die Bereitschaftsschaltungen (Standby-Schaltungen) von Fernsehern, Computern und ähnlichen Geräten. Angeblich brauchen wir zwei komplette Großkraftwerke, nur um den Standby-Betrieb von Fernsehern usw. mit Strom zu versorgen.
Diese so oft zitierte "Weisheit" ist falsch. Das ergibt schon eine kleine Überschlagsrechnung:
- 2 Großkraftwerke liefern 1600 MW (= 1600 Mio Watt).
- Es gibt in Deutschland 82 Mio. Einwohner.
- Also müsste jeder Einwohner 1600/82 = 19,5 W für Standby-Schaltungen verbrauchen.
- Ein Fernseher verbraucht im Standby im Schnitt etwa 2 W.
- Demnach müsste jeder Deutsche etwa zehn Fernseher und ähnliche Geräte ständig im Standby laufen lassen. In einem Drei-Personen-Haushalt wären demnach durchschnittlich 30 Fernseher, PCs u. ä. in Betrieb.
- Das ist völlig unrealistisch.
Wie also ist diese ominöse Zahl zustande gekommen?
Sie stammt aus dem Umweltbundesamt und etwa aus dem Jahr 2002. Laut Auskunft des Umweltbundesamtes (der Autor "JensJürgenKorff" hat Anfang 2006 dort angerufen) umfasst die angenommene Verbrauchszahl von ca. 1600 MW auch den Verbrauch von Heißwasserbereitern, die ständig 5 l Wasser mit 50 oder 60 °C bereit halten. Wahrscheinlich sind diese Geräte für über 95% des sog. Standby-Verbrauchs verantwortlich. In der öffentlichen Diskussion werden sie aber niemals erwähnt. Es geht immer nur um Fernseher und PCs. Außerdem liegt der Schätzung keinerlei Untersuchung über das tatsächliche Verbraucherverhalten zugrunde. D. h. niemand weiß, wie viele Deutsche ihren Fernseher Tag und Nacht im Standby laufen lassen, und wie viele ihn über Nacht und während der Arbeitszeit komplett ausschalten.
Siehe auch Klimaschutz_im_Alltag